1. Mein Kaninchen soll zahm bleiben.
Natürlich ist der Besitzer bei einem Kaninchen mit Partner nicht mehr das wichtigste auf der Welt, dass es jedoch scheuer wird kann man nicht unbedingt behaupten. Ein Kaninchen, was vom Wesen her auf den Menschen fixiert ist wird auch mit einem Partner immer wieder zum Menschen kommen. Es kann sogar förderlich sein, wenn ein scheues Kaninchen einen Partner hat: Es kann sich an ihm orientieren und wird vielleicht sogar zahmer.
2. Mein Kaninchen fühlt sich wohl.
Es kann sein, dass ein einzelnes Kaninchen sein ganzes Leben nicht zeigt, dass es einsam ist. Genauso kann es zu dramatischen Wesensveränderungen kommen und das auch noch nach Jahren. Kaninchen sind von Natur aus äußerst soziale Tiere, die den Kontakt zu Artgenossen brauchen.
3. Mein Kaninchen mag keine anderen Kaninchen.
Diese Überzeugung stammt meist aus Erfahrungen mit Zusammenführungsversuchen. Wenn ein solcher Versuch schief geht hat es allerdings meist Gründe, die mit dem Tier nicht viel zu tun haben; kurz: der Besitzer hat sich nicht oder mangelhaft über die Wahl eines Partnertieres, den Ablauf einer Vergesellschaftung usw. informiert.
Es kann aber auch sein, dass sich ein Kaninchen trotz aller Bemühungen nicht mit dem angedachten Partnertier versteht. Dies liegt im Charakter der Tiere verankert; genauso wie wir Menschen uns nicht immer verstehen, mag ein Kaninchen auch einmal ein anderes so gar nicht leiden. Das bedeutet aber keines Falls, dass es lieber alleine bleiben möchte.
4. Mein Kaninchen ist nicht allein, es hat einen Meerschweinchenpartner.
Kaninchen und Meerschweinchen. Lange (und sogar noch heute) galten sie als ein wunderbares Käfigteam. Leider ist das vollkommen falsch: Kaninchen und Meerschweinchen haben vollkommen unterschiedliche Sprachen und Verhaltensweisen, vergleichbar mit Hund und Katz. Sie dulden sich zwar manchmal, doch haben sonst nichts gemeinsam.
5. Mein Kaninchen ist zu alt.
Während jahrelanger Einzelhaltung entwickeln Kaninchen natürlich Verhaltensstörungen, die aber keines Falls einen Grund bilden um das Tier weiterhin alleine zu halten. Vielmehr ist es ein Grund dagegen: Das Kaninchen sollte endlich Kaninchen sein dürfen. Auch ältere Tiere können eine Vergesellschaftung sehr gut überstehen und danach ein endlich glückliches Leben führen. Wenn man seinem Kaninchen Stress ersparen möchte sollte man den Partner dann allerdings nicht nach Farbe und Gefallen aussuchen, sondern nach Eigenschaften, die zum eigenen Tier passen (Charakter, Alter usw.).
6. Ich beschäftige mich sehr viel mit meinem Kaninchen.
Das ist lobenswert, ersetzt aber in keinem Fall einen artgleichen Partner. Wir Menschen können ein Kaninchen füttern, streicheln, reden usw. doch was ist mit den für das Kaninchen wirklich wichtigen Dingen? Das wären gegenseitiges Putzen, Kommunizieren, Tag und Nacht kuscheln usw. All das kann kein Besitzer seinem Kaninchen geben.
7. Für zwei Kaninchen habe ich keinen Platz.
Ein weiteres Problem: falsche Informationen oder gar keine Informationen vor dem Kauf. Ein Kaninchen benötigt mindestens 2qm Platz. Bei artgerechter Haltung muss man für seine Kaninchen also mindestens 4qm (zwei Tiere) rechnen. Die Frage ob Platz oder Partner wichtiger ist beantworten viele Besitzer mit „Partner“. Es sollte allerdings nicht zu eng werden.
Tipp: Gehege können sehr leicht mit Gitterelementen o.Ä. ausgebaut werden.
8. Zwei Kaninchen sind zu teuer und zu arbeitsintensiv.
Das stimmt nicht unbedingt. Ein zweites Kaninchen bedeutet beispielsweise nicht doppelt so viel Kosten bzw. Zeit, denn man braucht nicht unbedingt doppelt soviel Einstreu usw. Zudem kann man die Tiere auch einmal alleine lassen, was wiederum Zeit spart.
Generell sei aber immer bedacht: Kaninchen können sehr schnell sehr teuer werden. Eine Tierarztrechnung kann schnell 100 oder 200€ kosten und auch übersteigen. Das ist aber auch bei einem Kaninchen der Fall und sollte unbedingt vor der Anschaffung bedacht werden.
9. Der Züchter hat das auch so gemacht.
Es ist immer eine sehr einfache Rechtfertigung die Fehler anderer als Beispiel zu nehmen. So mancher Züchter hält seine Tiere alleine, das hat jedoch mehr einen praktischen Grund, denn die unkastrierten Tiere würden natürlich zu unkontrollierbaren Nachwuchswellen führen und die Versorgung so vieler Tiere wäre um einiges komplizierter.
10. Meine Eltern erlauben es nicht.
Dies ist für junge Halter oft ein sehr hinderlicher Punkt. Hier kann man den Eltern nur zum Informieren raten, denn einzeln gehaltene Tiere vereinsamen und trauern manchmal nicht nur, es kann zu enormen Ausschreitungen gegen sich selbst oder den Menschen kommen. Bevor man seinem Kind die Tierhaltung erlaubt sollte man sich zu allererst selber informieren und sich selbst klar machen, dass man selbst für das Tier verantwortlich ist, nicht das Kind allein.
11. Ich habe Angst vor der Vergesellschaftung / Ich habe keine Zeit für die Vergesellschaftung.
Auch diese Aussage findet man hin und wieder in den Köpfen der Einzelhalter. Leider ist zu diesem Punkt kalt und nüchtern zu sagen: Wer nicht die Möglichkeiten hat, ein Tier artgerecht zu halten und dessen Bedürfnissen nicht im Grundlegensten nachgehen kann, sollte dieses Tier auch nicht halten. Um auf das Tierschutzgesetz §2 zu verweisen:
Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
[...]
3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.
Angst vor der Vergesellschaftung ist kein Grund ein Tier einzeln zu halten. Es gibt mittlerweile bundesweit Organisationen oder deren Mitglieder, die bei einer Vergesellschaftung mit Rat und Tat zur Seite stehen und auch mit einer schwierigeren Situation umgehen können.
Sollte Ihnen als Leser noch ein triftigrGrund einfallen, warum man sein Kaninchen alleine Halten sollte, oder eine Rechtfertigung für dieses, senden Sie uns bitte per Kontaktformular Ihre Idee (gerne auc gleich mit Entkräftung).
