Langöhrchen - Kanincheninfo
  Erste Überlegungen
 


„Ich möchte mir ein Kaninchen anschaffen.“


Abgesehen davon, dass dieser Satz allein schon ein gewisses Maß an Unwissenheit ausdrückt: Ist diese Entscheidung gefallen, sollten viele Faktoren bedacht worden sein. Leider ist dies häufig eben nicht der Fall, da die Meinung über Kaninchenhaltung bei vielen eben stark von der Realität und den Bedürfnissen der Tiere abweicht. Viele meinen es sogar gut und kaufen sich ein Buch über Kaninchenhaltung. Lobenswert, doch oft fatal, denn viele dieser Bücher machen es dem Besitzer einfach zu leicht und stellen die Bedürfnisse der Tiere nicht in den Vordergrund. Andere gehen in eine Zoohandlung, sehen ein Tier und der Entschluss ist gefallen. Das dortige „Fachpersonal“ freut sich über den sicheren Gewinn und wird wohl kaum von einem Spontankauf abraten, oder an die Bedürfnisse der Tiere erinnern.
Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier immer die Regel. Wir wollen keinem Unrecht tun.



Zu allererst sollte man sich überlegen warum man ein Kaninchen möchte. Ist es…
… weil Kaninchen ja so niedlich sind?
… weil es anspruchslose Haustiere sind?
… weil die Kinder ja so darauf drängeln?
… weil man ja immer schon eins haben wollte, aber nie durfte?
… weil man von den Tieren fasziniert ist?
… weil man einem kleinen Seelchen ein schönes zuhause bieten möchte?

All diese Gründe sind vielleicht nachzuvollziehen, teilweise aber nicht ganz richtig und einige nicht der ausschlaggebende Punkt, der zum Kauf führen sollte.
Bevor man sich ein Kaninchen anschafft, ja ein betontes bevor, sollte man sich generell über diese Tiere informieren. Dies wird einem nicht ganz leicht gemacht. „Fachpersonal“ in Zoohandlungen sind oftmals nicht richtig geschult bzw. steht bei ihnen oft Gewinn über Tierschutz. Bücher sollten zwar vertrauenswürdig sein, sind aber oft noch in Zeiten von Opa und Oma hängen geblieben und keines Falls auf die Bedürfnisse der Tiere, wie wir sie heute kennen, zugeschnitten.
Die beste Beratung findet man immernoch bei Organisationen bzw. in Foren zu diesem Thema.


Was muss man also vor dem Kauf von Kaninchen bedenken?

Man sollte sich zu allererst darüber im Klaren sein, dass Kaninchen zwar klein, aber keines Wegs anspruchslos sind.

Kaninchen…
… benötigen zu aller erst mindestens ein Partnertier, da sie sehr soziale Wesen sind. Dieser Partner sollte in keinem Falle ein Meerschwein sein. Das wäre im übertragenen Sinne die Vergesellschaftung eines Gorillas mit einem Menschen. Im besten Falle dulden sie sich, doch können sie nicht einmal kommunizieren. Was den Sozialtrieb angeht kann man Kaninchen sehr wohl mit Menschen vergleichen, dieser „Instinkt“ ist bei ihnen mindestens genauso ausgeprägt wie bei uns.
… durch einen artgleichen Partner nicht unbedingt scheuer werden, sondern viel mehr glücklich sein dürfen. Einige Tiere bekmmen auch erst durch einen Partner Selbstbewusstsein und verlieren an Scheue. 
… nicht immer die Kuscheltiere sind, für die sie oft vermarktet werden. Es gibt Tiere die ihr ganzes Leben misstrauisch und auf Abstand bleiben. Dies liegt im Charakter der Tiere und kann nicht „umerzogen“ werden.
… mindestens 2qm ebenerdigen Platz pro Tier benötigen, also eine artgerechte Haltung mit mindestens 2 Tieren mindestens 4qm dauerhaften Platz erfordert. Warum? Kaninchen haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang und müssen die Möglichkeit haben mal einen kurzen Sprint hinzulegen, Sprünge zu machen, sich auch mal aus dem Weg gehen zu können. Zudem sind sie dämmerungs- bis nachtaktiv, was bedeutet, dass täglicher Auslauf nicht die nötige Grundfläche ersetzen kann. Wird ihnen nicht genug Platz geboten kann dies schnell zu Aggressionen führen, die sich entweder innerartlich, oft aber auch gegen den Menschen entladen.
… nicht mit Trockenfutter ernährt werden sollten. Erstens gehört es nicht zum natürlichen Nahrungsspektrum, zweitens kann es durch seine Beschaffenheit und Eigenschaften bei Kontakt mit Flüssigkeit zum Erstickungstod führen und drittens sind die Backenzähne nicht zum zermalmen von harten Brocken ausgelegt, was zum Vereitern der Zahnwurzeln führen kann.
Geld kosten. Abgesehen von Futter- und Streukosten kommen teilweise enorme Summen auf den Halter zu. Generell sind da natürlich die Impfungen gegen Myxomatose und RHD, gegebenen Falls eine Kastration, Krallenschneiden, Zahnkontrolle, Futter- und Einstreukosten und Beschäftigungskosten zu nennen. Dazu können aber schnell sehr hohe Tierarztkosten kommen, verursacht durch z.B. Kaninchenschnupfen, Verletzungen, Krankheiten, Verdauungsprobleme. Dies ist keine an den Haaren herbei gezogene Liste, kaum ein Tier kommt an all diesen Faktoren vorbei.
Mit dem Kauf eines Tieres, egal welcher Art, Größe, welchen „rationalen Wertes“ verpflichtet man sich alles zu tun um sein Leben zu bewahren und gegebenen Falls zu verbessern.
… können bis zu 12 Jahre alt werden. Ein Kaninchen bedeutet unter Umständen 12 Jahre Verpflichtung dem Tier gegenüber.
… von Kindern nur im seltesten Fall eigenständig versorgt werden können. Will man seinem Kind die Möglichkeit geben mit Tieren groß zu werden sollte man nie vergessen, dass man selbst der jenige ist, der die Verantwortung trägt und für das Wohl des Tieres sorgen muss.



Er hat zwar auch lange Ohren, kann jedoch nicht einmal kommunizieren...
Nie allein!

Erst, wenn man dies alles bedacht und akzeptiert hat sollte man sich an die Suche nach einem Kaninchenpaar machen.


Wo bekommt man nun sein Kaninchenpaar her?
Natürlich aus der Zoohandlung. FALSCH! Bitte niemals diesen Fehler machen.


Eine Zoohandlung ist kein guter Ort um seine Kaninchen zu bekommen, weil…
… die Tiere dort viel zu jung sind. Eine normale Trennung von Mutter und Jungtieren findet mit der zehnten Lebenswoche statt. Die Kaninchenproduktionen, von denen Zoohandlungen ihre „Ware“ bekommen tun dies bereits mit 7 bis 8 Wochen, oft sogar noch früher. Dies bedeutet nicht selten eine fehlerhafte Entwicklung des Tieres, was durch die Unterbringungsumstände in vielen Zoohandlungen noch verstärkt wird.
… die Zuchtfarmen von denen die Tiere stammen Produktionslager sind, in denen die Jungen, die dem Schönheitsideal nicht entsprechen sofort getötet werden, oftmals nicht einmal schmerzlos.
… diese jungen Tiere oft Krankheiten mitbringen (an erster Stelle Kokzidien), die sie in dem Alter nur schwer überleben können.
… nicht verkaufte Tiere häufig unsachgemäß getötet werden und als Schlangenfutter enden. Jetzt kann man denken „Also sollte man die Tiere doch grade da raus holen“ doch hierbei ist zu bedenken, dass für jedes Tie, was verkauft wird in der Regel zwei neue nachrücken und dem gleichen Leid gegenüber stehen.
... dort oftmals Mischungen als teure Rassetiere verkauft werden und man als Käufer nie sicher gehen kann, wie groß der "Zwerg" am Ende einmal werden wird.
Siehe hierzu auch "Wir über uns"
… man mit einem Kauf all das unterstützen würde.
Baumärkte sind oftmals noch schlimmer und verkaufen nicht selten (manche Zoohandlunge auch) Tiere mit schlimmen Gendefekten und Krankheiten.
Ausnahmen (auch wenn extremst selten) bestätigen die Regel.

 

 

Also der Züchter?
Bitte auch hier nicht und wenn doch nur bei wirklich seriösen.

Züchter sind oft auch nicht zu empfehlen, weil…
… viele „Züchter“ eben doch nur Vermehrer sind und Tiere produzieren ohne über das nötige Wissen von Vererbung, Genen und deren Auswirkungen zu haben. Somit kommt es oft zu Tieren mit Missbildungen, Gendefekten usw. Manchmal prägt sich das erst im Laufe des Lebens aus.
… Die Zuchttiere leiden. Rammler stehen unter dauerhafter Einzelhaft und für die Weibchen ist jede Geburt mit Schmerz und Qual verbunden, die sie oft mit dem Leben bezahlen müssen. Zudem sind die Tiere fast nie artgerecht untergebracht und oft falsch ernährt.
… die Produktion von reinen Rassekaninchen viele Opfer fordert. So muss ein Züchter um z.B. einen perfekten Japaner zu züchten um die 100 „fehlerhafte“ Tiere hinnehmen, die zum größten Teil getötet werden.
… man dies alles auch nicht unterstützen sollte.
Sollte man aber unbedingt ein Tier von einem Züchter haben wollen, sollte man sich vorher über diesen, seine Kenntnisse und Haltungsbedingungen informieren.
Achtung! Hier sollen keines Falls alle Züchter über einen Kamm geschert werden! Es gibt seriöse Züchter, die gut für ihre Tiere sorgen und sie nicht nur als Gedquelle oder Gegenstände sehen. Leider ist es aber oft für den Leien schwierig eine Unterscheidung zu treffen.

Wo also dann?
Derzeit gibt es eine unglaubliche Zahl an heimatlosen Kaninchen in
Organisationen, Tierheimen usw. Diese stammen häufig aus unüberlegten Anschaffungen, Unfallwürfen oder Lebensänderungen.
Diese Tiere…
… haben es auch verdient ein gutes Zuhause zu bekommen, auch wenn sie etwas älter sind.
… sind nicht immer alt. Oft landen auch noch sehr junge Tiere dort, weil nach wenigen Wochen das Interesse am Tier nachgelassen hat.
… sind in der Regel durchgecheckt, geimpft und kastriert.
… wurden meist bereits vergesellschaftet, was wiederum Stress und Zeit spart und wenn man ein Einzeltier benötigt um es mit einem bereits vorhandenen Tier zu vergesellschaften kann man sich dort oftmals über den Charakter des Tieres informieren und ein passendes Tier auswählen.
... sind oft auch echte "Rassekaninchen" und (wenn es sich um ein ausgewachsenes Tier handelt) man erspart sich Überraschungen in Größe und Rasse.

… werden per Mitfahrgelegenheit oft auch über weitere Strecken vermittelt. Ist im heimischen Tierheim also nichts zu finden lohnt sich der Blick in Organisationsseiten und Foren.

Diese Tiere stammen zwar oft auch ursprünglich aus diesen obig genannten, teils nicht seriösen Quellen, doch hat der Entschluss zu einem Vermittlungstier den positiven Effekt, dass man all diese anderen Quellen nicht unterstützt.


Bei der Anschaffung sollte nicht Fellfarbe und Aussehen im Vordergrund stehen, sondern vielmehr der Wunsch diesen Tieren ein gutes Zuhause zu bieten, denn niedlich und liebenswert sind sie alle.



Kurz-Check: Vor dem Kauf

- mindestens zwei Kaninchen halten
- 2qm dauerhaften, ebenerdigen Platz pro Tier
- kein Trockenfutter sondern frische Ernährung
- Bereitschaft bis zu 12 Jahre für das Tier zu sorgen
- Bereitschaft Kosten (Impfungen, Kastration, Krallenschneiden, Krankheitsfall, Zahnkontrolle etc.) zu tragen
- Bereitschaft die Bedürfnisse des Tieres zu respektieren und anfallende Arbeiten zu erledigen

 
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