Langöhrchen - Kanincheninfo
  Vergesellschaftung
 
Oftmals stehen Kaninchenhalter vor dem Problem zwei oder mehr Kaninchen vergesellschaften zu müssen. Dabei können Fehler passieren, die die Chancen auf ein harmonisches Zusammenleben der Tiere mindern, oder sogar zerstören können. Bei der Vergesellschaftung sollte daher einiges bedacht werden, um die Chancen auf Erfolg möglichst hoch zu halten.

Grundvorraussetzung: Dauerhaft genug Platz um die Tiere spätr halten zu können.


 

Partnerwahl

Charakter
Hier kann bereits einiges schief laufen. Bei der Partnerwahl sollte nicht Fellfarbe und andere, dem Besitzer gefallende Eigenschaften im Vordergrund stehen, sondern vielmehr das charakterliche Passen zum eigenen, bereits vorhandenen Tier bzw. den Tieren. Die Tiere sollten sich charakterlich ergänzen, was bedeuten soll, dass ein eher dominantes Tier zu einem eher unterwürfigen kommen sollte. Dies ist nicht nur innerhalb der Gruppe wichtig - Die Tiere ergänzen sich so gegenseitig und werden unter Umständen selbstsicherer und verlieren an Scheu.
Es bietet sich an ein Partnertier aus einer Organisation, Privatstelle, oder dem Tierheim auszusuchen, da man sich dort meist über den Charakter der Tiere etwas informieren kann und die Auswahl somit erleichtert wird.

Kombinationen (2 Tiere)
Kastrierter Rammler + Weibchen
Die bislang wohl bewärteste Kombination besteht bei zwei Tieren aus einem kastrierten Rammler und einem Weibchen. Diese Kombination hat wohl die besten Erfolgschancen auch dauerhaft hamonisch zu verlaufen, nicht zuletzt, weil sie am ehesten den natürlichen Umständen entspricht.
Rammler + Rammler
Diese Kombination ist möglich, kann aber auch schnell schief gehen. Die Rammler müssen auf jeden Fall vor der Geschlechtsreife, oder spätestens direkt zur einsetzenden Geschlechtsreife kastriert werden, sonst kann es zu blutigen, oft auch tödlichen Kämpfen kommen. Wenn sich die Tiere erst einmal bekämpft haben ist es meist extrem schwer bis unmöglich sie wieder zusammen zu bringen. Gleichgeschlechtliche Tiere sind in der Regel nicht so liebevoll und verschmust wie gegengeschlechtliche.
Weibchen + Weibchen
Kann gut gehen, hat aber noch geringere Chancen als ein Rammlerpärchen. Weibchen werden oft mit einsetzender Geschlechtsreife sehr agressiv gegenüber Artgenossinen, was auch hier zu schweren Verletzungen bis hin zum Tode führen kann. Eine Kastration kann Abhilfe bieten, doch oftmals liegen die Probleme im Charakter der Tiere verankert, sodass in manchen Fällen auch eine Kastration nicht helfen kann. Wenn sich die Tiere erst einmal bekämpft haben ist es meist extrem schwer bis unmöglich sie wieder zusammen zu bringen.
Rammler + kastriertes Weibchen
Von dieser Kombination wollen wir unbedingt abraten! Zwar führt sie nicht zu Nachwuchs, doch der Rammler besitzt seine natürlichen Triebe und würde aus dem Berammeln des Weibchens gar nicht mehr heraus kommen. Dies bedeutet Stress und unter Umständen Agressionen bis hin zu Verletzungen oder gesundheitlichen Problemen. Absolut ungeeignet.
Kaninchen + Meerschweinchen
No Go! Man sollte niemals ein Kaninchen mit einem Meerschweinchen vergesellschaften (Rede ist von genau 2 Tieren). Besten Falls dulden sich die Tiere zwar, doch Körpersprache und Verhaltensweisen weichen extrem stark von einander ab. Kurz gesagt: Sie können nicht kommunizieren und was das Kaninchen als Zuwendung versteht, ist für das Meerschwein eine Art "Kuschel-Vergewaltigung".
Der "Geschwister-Mythos"
Die Verwandtschaft von Tieren wirkt sich nicht auf die Chancen des Zusammenlebens der Tiere aus. Dies ist ein Irrglaube, der fälschlicher Weise verbreitet wurde. Ob beispielsweise zwei Rammler Brüder sind oder nicht hat keinerlei Einfluss auf die Chancen auf ein harmonisches Zusammenleben. Auch Brüder müssen unbedingt kastriert werden, wenn man sie zusammen halten will.
Gleiches gilt für Mutter und Tochter. Die Chancen auf ein harmonisches Weibchenpaar werden nicht durch den Umstand Mutter und Tochter zu besitzen erhöht.
Kombinationen (Gruppen)
Bei Gruppen gibt es prinzipiell keine keine Musterlösung. Überwiegend sind Erfahrungsberichte, in denen ein ausgeglichenes Geshlechterverhältnis positiv beschrieben wird, oder in denen die Zahl der Rammler etwas überwiegt. Weibchen sind auch in größeren Gruppen als eher kritisch angesehen.
Kaninchen + Meerschweinchen
Bei Gruppen ist die Kombination Meerschweinchen + Kaninchen machbar. Wichtig ist, dass jede Art durch mindestens zwei Tiere vertreten ist und es genügend Platz (mind. 2m² pro Kaninchen + mind. 0,5m² pro Meerschwein) und Rückzugsmöglichkeiten für beide Seiten gibt.

Alter
In der Regel wird gesagt, dass es am besten ist relativ gleichaltrige Tiere zu vergesellschaften. Dies beruht vor allem auf den Eigenschaften der jeweiligen Tiere, so würde z.B. ein sehr aktives Jungtier mit einem ruhigen Alttier oftmals nicht wirklich glücklich werden, da die jeweiligen Bedürfnisse nicht erfüllt werden können.
Bitte niemals ein Jungtier unter 4 Monaten mit einem Alttier zusammenführen. In sehr jungem Alter sind Haut und Knochen noch sehr zart und zerbrechlich und die Tiere können sich meist noch nicht richtig gegen das Alttier durchsetzen.

Vor der Zusammenführung

Trennzeit
Das neue Tier sollte in jedem Fall eine Quarantänezeit von mindestens zwei Wochen einhalten (Rammler, die keine Frühkastration hatten müssen natürlich die sechswöchige Kastrationsfrist absitzen, bevor vergesellschaftet werden kann). Neue Tiere schleppen manchmal unerkannte Krankheiten ein, die nicht sofort erkannt werden können. Die Tiere werden in dieser Zeit räumlich komplett getrennt (kein Riech-, Sicht-, oder sonstiger Kontakt; Empfehlenswert ist die Unterbringung in komplett verschiedenen Räumen). Grade in dieser Zeit sollte das neue Tier genaustens beobachtet werden, um Krankheitsanzeichen zu erkennen. Die Quarantänezeit hat aber noch einen anderen Vorteil: Das neue Tier kann sich erst einmal ganz in Ruhe an die neue Umgebung und vor allem die neuen Besitzer gewöhnen.
Die Tiere sollten sich vor einer Zusammenführung nicht sehen und riechen können. Dies führt maximal zu Agressionen und kann eine spätere Zusammenführung erschweren!

Überlegungen vor der Zuammenführung
Eine möglichst stressreduzierte Zusammenführung kann unter Umständen lange dauern. Am besten nimmt man sich ein Wochenende dafür Zeit.
Um bei Komplikationen schnell handeln zu können sollte es minestens soviele Beteiligte wie Kaninchen geben, bei zwei Tieren also zwei Personen.


Wahl des Ortes
Die Vergesellschaftung sollte immer in einem großen, für beide Parteien unbekanntem Raum o.Ä. statt finden. Keines der Tiere darf den vergesellschaftungsort als bereits bekanntes eigenes Revier beanspruchen (auch Weibchen zeigen ein scharfes Revierverhalten). Der Ort muss groß genug sein, damit die Tiere sich aus dem Weg gehen und sich langsam annähern können (als Mindestmaße nimmt man 6m² an).

Ausstattung des Ortes
Unterschlüpfe
Es ist wichtig den Tiere Unterschlupfmöglichkeiten zu bieten, es ist aber mindestens genauso wichtig die richtigen zu wählen. Untershclüpfe sind wichtig, denn sie geben den Tieren Sicherheit und bilden sichere Orte um sich auszuruhen. Am besten wählt man Unterschlüpfe, die für beide Tiere unbekannt sind, gut eignen tuen sich hierfür Pappkartons, da diese in der Anschaffung relativ günstig sind. Auch Holzhäuschen, Holztunnel, Tunnel o.Ä. können verwendet werden. Wichtig: Jeder Unterschlupf muss mindestens zwei Ausgänge haben!!! Das ist wichtig um eine direkte und auswegslose Konfrontation zu verhindern.
Futter
Im gesammten Vergesellschaftungsbereich sollte Frischfutter verteilt sein, Heu ist ein absolutes Muss. Es sollte überall zu finden sein, denn Fressen baut Stress ab und hilft den Tieren somit, wenn sie mit der SItuation überfordert sind. Wasserstellen sollte es mindestens zwei geben, sodass die Tiere sich auch dabei aus dem Weg gehen können.

Während der Zusammenführung

Viele Besitzer brechen eine Vergesellschaftung verfrüht ab, weil sie das Verhalten der Tiere fehlinterpretieren oder Mitleid und Angst sie übermannen. Tatsächlich kann eine Kaninchenvergesellschaftung ziemlich rüde sein, was aber nicht unbedingt einen Abbruch erfordert. Bei einer Zusammenführung kann es dazu kommen, dass die Tiere sich erst einmal ignorieren, sich jagen, dass viel Fell fliegt und sie sich auch schon einmal prügeln, dass sich die Tiere gegenseitig bespringen, oder auch, dass sie sich beschnüffeln und gegenseitig putzen. Letzteres ist ein erstes Zeichen für Erfolg. All diese Anzeichen sind möglich und vollkommen natürlich; auch wenn es bedrohlich wirkt, die Tiere müssen die Rangordnung klären, man sollte also auf keinen Fall abbrechen. Erst wenn sich die Kaninchen ernsthaft verletzen, oder die akute Gefahr hierzu besteht sollte eingegriffen werden. Fellflug ist dafür kein Anzeichen, sondern ein Stressreflex. Beim Eingreifen bitte nicht den EIgenschutz vergessen. Die Tiere stehen in dieser SItuation extrem unter Stress, auch wenn ein Tier niemals gebissen hat, kann es zu Bissen (mutwillig oder zufällig) gegen den Menschen kommen. Handschuhe und eine Pappe zum Trennen sind empfehlenswert.
Trotz dieser bestehenden Gefahr auf Verletzungen sollte man nicht zu schnell trennen. Eine erneute Vergesellschaftung nach einer abgebrochenen hat oftmals weitaus geringere Erfolgschancen.
Deutliche Anzeichen von einer geglückten Vergesellschftung sind wiederholtes gegenseitiges Putzen, Kuscheln, gemeinsames Fressen und das Ausbleiben von Streitereien. Erst wenn die Tiere einen Tag lang so beobachtet werden können dürfen sie in ihr angedachtes Gehege umziehen.

Ins angedachte Gehege
Das Gehege, welches einem der Tiere bereits bekannt ist, muss gründlich gereinigt (mit z.B. geeigneten Desinfektionsmitteln oder Essigwasser) und komplett neu eingestreut werden. Anschließend sollte im ganzen Gehege Futter ausgelegt werden. Vorteilhaft ist es auch, wenn man die Einrichtung umstellt und eventuell neue Gegenstände einbringt.
Als erstes darf dann das neue Tier das Gehege erkunden um sich erst einmal zurechtzufinden und zu orientieren. Wenn das zweite Tier hinzu kommt kann es wieder zu Streitereien und Jagereien kommen, die sich auch oft erst nach einigen Tagen legen können. Wenn die Tiere sich dann gegenseitig putzen und miteinander kuschen ist die Vergesellschaftung erfolgreich abgeschlossen. In der davor liegenden zeit sollten sie immer gut beobachtet werden.


Letzte Anmerkungen
Eine vollständige Zusammenführung kann auch mal einige Wochen dauern, manchmal ist sie trotz aller Bemühungen schlussendlich doch umsonst, weil die Tiere sich nicht vertragen. Trotz einer perfekten Vergesellschaftung kann es schief gehen, dies sind nur Tips, die die Chancen, dass es klappt erfahrungsgemäß erhöhen. Jedes Kaninchen ist und bleibt aber ein kleines Individuum und es kann passieren, dass ein Kaninchen einen Partner, aus welchen Gründen auch immer, einfach nicht mag bzw. akzeptiert. Dann sollte die Zusammenführung abgebrochen werden und dem Tier mindestens zwei Wochen Pause (lieber etwas länger) bis zu einem nächsten Versuch gegönnt werden. Daher sollte man ein Partnertier nur dort holen, wo man die Option hat es zurück zugeben, falls es eben nicht klappt.

Auch wenn es mal lange dauert - man sollte seinem Tier zu Liebe durchhalten und nie vergessen, dass sämtlicher Stress der Verbesserung der Lebensumstände des Tieres gewidmet ist.
 
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