Langöhrchen - Kanincheninfo
  Kastration
 

Kastration – bei diesem Wort bekommt so mancher (Erst-) Halter ein flaues Gefühl im Magen. Eine endgültige Entscheidung, ein operativer Eingriff, Narkoserisiko, das ist doch unnatürlich, was tut man dem Tier da an und sogar Verstümmelung sind Gedanken, die so manchem Besitzer erst einmal in den Sinn kommen.

 

Vieles davon ist aber schlichtweg falsch gedacht. Natürlich wäre es natürlicher, wenn man dem Rammler seine Männlichkeit lässt und ihn ununterbrochen Nachwuchs produzieren lässt. Wo wir dabei allerdings hinkommen würden möchten wir uns lieber nicht ausmalen.

Oft kommt einem Halter dann auch der Gedanken daran, seinen Tieren wenigstens einmal Nachwuchs zu ermöglichen. Meist landen die Jungen dann, wenn sie die Geburt überhaupt überleben, im Tierheim, Kinderzimmer, der Zoohandlung oder sogar im Schlangenmaul.

Bei all den Hobby-Vermehrern, Züchtern usw. ist es mehr als fraglich, ob man seiner Häsin unbedingt die Qualen und Gefahren der Geburt zumuten muss. Ein weiteres Problem sind die so genannten Unfallwürfe, die meist auf dem Aufschieben der Kastration und schlichtem Informationsmangel beruhen. Dies sind meist noch die schlimmsten Würfe, denn oft sind es Inzuchtwürfe, was die Jungen nicht selten mit erheblichen Schäden belastet.


Rammlerkastration

 

Eine Kastration ist eine Belastung – das Unterlassen eine Qual. Einen Rammler in normaler Privathaltung nicht zu kastrieren grenzt nahezu an Tierquälerei.  Der Rammler müsste zum einen alleine gehalten werden und hätte zum anderen starke Triebe, die er nicht ausleben könnte.

 

Mancher Halter versucht sich um die Entscheidung zur Kastration herum zu schummeln, indem er sich zwei Rammler anschafft. Diese müssen jedoch erst recht kastriert werden. Nicht kastrierte Rammler können gleichgeschlechtlichen Artgenossen gegenüber schnell starke Aggressionen aufbauen, die nicht selten sogar tödlich enden können. Zwei Rammler müssen immer beide kastriert werden.

 

Ein Weibchen mit einem Rammler nur minutenweise laufen zu lassen ist keine Verhütungsmethode. Kaninchen brauchen grundsätzlich 10 Sekunden um Nachwuchs zu produzieren, wer also ein Paar unkastrierte Kaninchen laufen lässt handelt nachwuchstechnisch betrachtet fahrlässig.

 

Sich ein kastriertes Weibchen anzuschaffen, um den Rammler nicht selbst kastrieren lassen zu müssen ist keine gute Idee. Der Rammler würde seine Triebe ungehindert ausleben und das Weibchen praktisch ununterbrochen rammeln. Das bedeutet Dauerstress.

 

 Fazit: Eine Kastration ist bei einem Rammler eine unumgängliche Pflicht.

 


Es gibt zwei Möglichkeiten einen Rammler zu kastrieren, diese birgen beide Vor- und Nachteile.

 


Frühkastration (Kastration vor der 12ten Lebenswoche also der Geschlechtsreife)

  • Es wird gesagt, dass die Kastrationswunden besser verheilen und die Narkose besonders gut vertragen wird.
  • Es kommt in der Regel nicht zu Markierungsverhalten und Revierverteidigung.
  • Der Rammler muss keine Kastrationsfrist von 6 Wochen einhalten (geschlechtsreife Rammler sind bis zu 6 Wochen nach der Kastration noch zeugungsfähig).

Viele Tierärzte sehen diesen Eingriff als besonders starken Eingriff in die Entwicklung an. Die geschlechtsspezifische, hormonelle Entwicklung hat nahezu gar nicht statt gefunden. Manche Halter berichten von späteren Problemen, die eventuell auf Grund einer Frühkastration zustande gekommen sind. Dabei geht es sowohl um verhaltenstechnische wie innere, organspezifische Auffälligkeiten.

 

Kastration ab der Geschlechtsreife (ab der 12ten Lebenswoche)

  • Auch „ältere“ Tiere (sogar 6 oder 8 jährige Tiere) stecken eine Kastration gut weg. Hierbei kommt es hauptsächlich auf den Allgemeinzustand an.
  • Viele Tierärzte sehen es als positiv an, wenn das Tier die sexuelle Hormonentwicklung zumindest bis zur (einsetzenden) Geschlechtsreife abschließen konnte.
  • Zudem ist es oftmals einfacher, die Hoden zu entfernen, wenn sie sich bereits komplett abgesetzt sind (den Bauchraum verlassen haben).
  • Meist haben die Tiere direkt bei einsetzender Geschlechtsreife (12 bis 13 Wochen) noch kein Markierungsverhalten ausgeprägt.

Das Tier muss nach der Kastration zwingend eine Kastrationsfrist von 6 Wochen absitzen. In dieser Zeit ist das Tier noch zeugungsfähig und darf nicht mit einem Weibchen zusammen kommen.

Eventuell zeigt der Rammler anderen Rammlern gegenüber nach dieder Art der Kastration aggressives und revierbezogenes Verhalten. Mittlerweile wird diese Beobachtung allerdings immer öfter als kritisch und nicht häufig zutreffend angesehen.

 

Welche Kastrationsart ein Halter seinem Tier eher zumuten möchte bleibt im Endeffekt jedem selber überlassen. Viele Tierärzte lehnen jedoch die Frühkastration immer noch ab – sei es aus begründeten Bedenken oder Unerfahrenheit.

 

Vorsorge

Vor einer Kastration ist nicht viel zu tun. Das Kaninchen sollte auf keinen Fall ausgenüchtert werden. Da Kaninchen sich nicht übergeben können wäre dies auch vollkommen sinnlos. Die Ausnüchterung eines Kaninchens bedeutet für das Tier Lebensgefahr, da Kaninchen nahezu ununterbrochen fressen müssen um den Verdauungsprozess am Laufen zu halten.
Für den transport zum Tierarzt sind natürlich die unter "Tierarztbesuch" erwähnten Punkte zu bedenken.

Das Tier sollte nicht von einem "fremden" Tierarzt kastriert werden. Es sollte sich immer um einen kaninchenerfahrenen Tierarzt handeln, der bereits im Vorfeld besucht wurde. Weitere Hinweise hierfür unter "Guter Tierarzt".

 

Kastration

Das Tier wird für den Eingriff narkotisiert (eine Gasnarkose ist weniger belastend für den Kreislauf des Tieres). Der Geschlechtsbereich des Tieres wird dann in der Regel rasiert und der Tierarzt entfernt die Hoden des Tieres (eine andere Methode als das komplette Entfernen der Hoden ist bei Kaninchen nicht empfehlenswert. Es sollte vorher abgeklärt werden, wie der Tierarzt vorgehen will). Die kleine Wunde wird dann in der Regel vernäht, wobei es verschiedene Methoden gibt, die Wunde zu schließen. Ob ein Fädenziehen nötig ist sollte nach der Kastration geklärt werden.

 

Nachsorge

Eine Rammlerkastration ist in der Regel keine große Sache, sodass die Tiere meist schon am gleichen Tag zurück zum Besitzer kommen können. Das hat den Vorteil, dass sich das Tier schnell wieder in gewohnter Umgebung befindet. Meist lässt man das Tier jedoch noch beim Tierarzt aufwachen.

Für den Transport sollte man Decken und Handtücher bereit halten, eventuell eine lauwarme Wärmflasche oder einen sogenannten SnuggleSafe.

In den ersten Tagen sollte der Rammler nicht mit dem normalen Einstreu in Kontakt kommen, um die Entzündungsgefahr möglichst gering zu halten. Stattdessen können Handtücher genutzt werden. Es ist ratsam Gegenstände, die zum höheren Daraufspringen einladen zu entfernen.

Kurz: Das Tier sollte Ruhe bekommen.

Die Wunde sollte täglich kontrolliert werden. Es sollte zu keiner Sekretbildung, Blutung oder sonstigen Infektionsanzeichen kommen. Eine leichte Schwellung ist allerdings noch als normal anzusehen.

Das Tier sollte sich Putzen dürfen, aber nicht übermäßig an der Wunde lecken, oder sogar daran knabbern.

Je nach Heilprozess kann schon nach wenigen Tagen wieder das normale Einstreu genutzt werden. In der Regel erholen sich Rammler sehr schnell von einem solchen Eingriff.


 

Die Kastration einer Häsin

 

Eine Häsin zu kastrieren ist ein größerer Eingriff als die Kastration eines Rammlers und wird somit meist nur im Ernstfall vollzogen. Bei der Weiberkastration werden dem Tier die, bei einem Weibchen innen liegenden, Geschlechtsorgane entfernt.

  • Die Weiberkastration wird oft praktiziert, um  Gebärmutterkrebs und andere Gebärmutterkrankheiten zu verhindern. Dies ist keine übertriebene Vorsorge, denn bei einigen Kaninchenzuchten ist Gebärmutterkrebs eine stark vertretene Todesursache.
  • Kommt es extrem oft zu Scheinschwangerschaften kann eine Kastration Abhilfe leisten. Eine Scheinschwangerschaft ist zwar medizinisch unbedenklich, aber kann extrem stressig für das Tier sein.
  • Auch Häsinnen neigen manchmal zu aggressivem Verhalten gegenüber gleichgeschlechtlichen Artgenossen und markieren manchmal auch ihr Revier mit Urin. Vor der Geschlechtsreife können diese eventuell auftretenden Verhaltensweisen verhindert werden; ist dieses Verhalten erst einmal aufgetreten muss eine Kastration nicht zwangsläufig zur Einstellung des Verhaltens führen.

 

Grade für die Kastration eines Weibchens sollte ein erfahrener Tierarzt aufgesucht werden.

 
  Heute waren schon 7 Besucher (7 Hits) hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden